Sankt Peter-Ording

So liebes Tagebuch, lassen wir den Tag noch mal Revue passieren. Aufgewacht bin ich mit starken Halsschmerzen und Schluckbeschwerden und ich hab gedacht, jetzt hat mich die ganz große Erkältungskeule erwischt. Ich wollte direkt mal eine Apotheke aufsuchen, natürlich vorher an einem Café vorbei und frühstücken (Koffein kann manchmal Wunder bewirken), um festzustellen, dass kaum eins offen hat. Das war schon ein grandioser Start in den Sonntagmorgen. Dann also doch zunächst zu einer Apotheke, von der Google behauptet hatte, sie sei offen. Aber Google weiß eben auch nicht alles.

Daraufhin habe ich angefangen, zu recherchieren. Wie läuft das in Japan, wenn man vorhat, krank zu werden. Apotheken braucht man ihr erst, wenn man schon mal beim Arzt war und ein Rezept hat. Soweit war ich ja noch gar nicht. Für alle anderen Drogen geht man direkt in den Drogeriemarkt. Dort hat man eine relativ große Auswahl an Produkten, die in Deutschland apothekenpflichtig sind.

Ich habe mir zwei schöne Verpackung ausgesucht und einmal ein Granulat und einmal Tabletten bekommen. Wenn ich das aus Breaking Bad richtig in Erinnerung habe, hätte ich auch ein paar gute Ausgangsstoffe für weitere Heilmittel. Ich will ja nichts unversucht lassen, möglichst bald wieder fit zu werden.

Diese gedanklichen Höchstleistungen konnte ich aber nur vollbringen, weil ich mittlerweile auch ein geöffnetes Café gefunden hatte.

Damit war der Vormittag gelaufen und ich bin erst mal wieder zurück ins Hotel. Der eigentliche Plan für heute war ein anderer, nämlich Miyajima zu besuchen, eine kleine Insel im Südwesten von Hiroshima.

Dorthin habe ich mich dann mit reichlicher Verspätung begeben. Begrüßt wurde ich vor Ort von einem älteren Herrn, der mir freudig erklärt hat, dass ich in den Genuss einer neuen, heute eingeführten Steuer komme zur Erhaltung der Insel. Hätte er die Gebühr selbst kassiert, hätte ich vielleicht vorher noch mal nach seinem Ausweis gefragt, aber er hat mich einfach an einen Automaten verwiesen, an dem ich ein kleines Ticket ausdrucken konnte, um die Zahlung nachzuweisen. Keine 2m hinter diesem Automat wurde mir das Ticket dann wieder abgenommen und ich durfte auf die Fähre. Für umgerechnet 0,65€ ein nicht ganz kleiner Aufwand. Aber es war auch circa sechs Fähren im Einsatz, um die Besucherströme aufzunehmen. Insofern ist so eine Touristensteuer vielleicht nachvollziehbar.

Die Insel hat zu bieten: Natürlich eine Einkaufsstraße, ein paar Souvenir Läden, ein paar Restaurants und Hotels, einige Imbissstände, an denen die vor Miyajima gezüchteten Austern verkauft werden, eine Seilbahn und ein paar freilaufende, wilde Rehe. Eine Tempelanlage, die bei Flut im Wasser steht ist die Hauptattraktion.

Also quasi das japanische Sankt Peter-Ording.

Die Halsschmerzen kommen wieder deswegen werfe ich noch mal ein bisschen Medizin nach und leg mich ins Bett.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert